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Wohnmobil-Auflastung

Wir behaupten ein Grossteil der Wohnmobilisten ist sich gar nicht bewusst, wie Nahe das beladene Fahrzeug am Gewichtslimit bzw. schon überladen ist.

Als wir uns unser Sportbüssli zulegten, hatten wir das Fahrzeug leer gewogen. Es schien alles Top zu sein. Dann kam der Sawiko Velo III-Fahrradträger dazu, aufgrund eines Wasserschadens wurde der Boden in der Heckgarage repariert und gleich mit einem Nadelfilz-Teppich ausgelegt. Die Kunststoff-Gasflaschen wurden gegen Alu-Gastankflaschen getauscht und so weiter. Bei der nächsten Gewichtskontrolle staunten wir nicht schlecht über die Gewichtszunahme. Okay, das war unserer Fehler: Beim Fahrradträger hatten wir nur das reine Gewicht des FahrradträgerS, aber nicht jenes der Rahmenverlängerung berücksichtigt.

Und so wurde die Zuladung dann doch ein wenig eng. Also entschieden wir uns, das Fahrzeug auf 3’850 kg. aufzulasten. Das war relativ einfach möglich, da die Achslasten addiert bereits auf dieses Gewicht ausgelegt waren. Es brauchte nur die Unbedenklichkeitsbescheinigung des Herstellers und der Eintrag bei der Motorfahrzeugkontrolle ging von statten. Klar muss in der Schweiz noch der 6 kg-Feuerlöscher und die Unterlegkeile mit an Bord. also nochmals ein paar Kilo zusätzlich.

Trotzdem fühlten wir uns sicher unterwegs. waren es doch satte 350 kg mehr an Zuladung. Doch das stellte sich als Trugschluss heraus, denn wie wir feststellten, war die Hinterachse stark belastet, während die Vorderachse noch viel Reserve hatte. Wie kommt das?

Unsere erste Annahme, dass Fahrer und Beifahrer würde primär die Vorderachse belasten und der Rest die Hinterachse, war falsch. Wenn wir unser Sportbüssli genauer unter die Lupe nehmen, stellen wir fest, dass die Vorderachse sehr weit vorne liegt und die Fahrer- und Beifahrersitze schon einen Meter davon entfernt montiert sind. Das heisst, dass bereits ein Viertel unseres eigenen Gewichtes auf die Hinterachse drückt. Zudem sind alle grossen Stauräume hinter der Hinterachse. Hier beginnt die Physik zu spielen und wir erinnern uns, dass wir in der Schule über die Hebelwirkung unterrichtet wurden. Einfach gesagt, alles was hinter der Hinterachse liegt entlastet die Vorderachse – je weiter hinten umso mehr wird die Vorderachse entlastet und somit die Hinterachse zusätzlich belastet. Ups. da kommt einiges an Gewicht zusammen. Und die schwersten Gegenstände – unsere E-Bikes – sind natürlich zuhinterst.

Wir dachten, wir hätten genug Zuladung und stellten nun fest, dass die Hinterachse überladen ist. Also blieb uns nichts anderes übrig, als eine Fahrwerksoptimierung vorzunehmen. Klar hätte man auch «Abspecken» können. Das wollten wir aber nicht und wer weiss, vielleicht kommt ja einmal noch ein Solarpanel oder eine hydraulische Hubstützenanlage ins Spiel.

Wir haben uns entschieden die Produkte von Goldschmitt verbauen zu lassen. Nebst neuen Federbeinen für die Vorderachse gab es Zusatzluftfedern für die Hinterachse und gleichzeitig tauschten wir die Stahl- gegen GFK-Blattfedern aus. So können die Achsen vorne neu 2’000 kg und hinten 2’240 kg tragen. Leider sind die Original Alu-Räder von FIAT nur für eine Traglast von je einer Tonne ausgelegt, sodass wir uns auch neue Alu-Räder mit höherer Traglast zulegen mussten.

Nach der Fahrwerksoptimierung müssen wir uns betreffend Gewicht nicht mehr Sorgen machen. Zudem wird der Aufbau vor Schlägen und Stössen geschützt, da vor allem an der Hinterachse wieder gefedert wird. Vor der Optimierung war der Federweg zwischen Anschlagpuffer und Blattfeder sehr gering, so dass der Anschlagpuffer zum Einsatz kam und Schläge unsanft an den Aufbau weiterleitete.

Wir fanden den Fahrkomfort im Sportbüssli vor der Optimierung schon sehr gut, war doch unser vorheriges Wohnmobil ein Fiat mit Baujahr 1993. Doch nach der Optimierung müssen wir eingestehen, der Fahrkomfort jetzt ist phänomenal.

Zuerst klangen 460 kg Zuladungsreserve nach viel. Wenn man die Unbekümmertheit des Beladens und die Hebelwirkungen berücksichtigt und ehrlich mit sich selbst ist, was man alles dabeihaben will, kann es mit dem zulässigen Gewicht eng werden. Wir empfehlen allen, mit dem beladenen Fahrzeug auf die Waage zu fahren und dabei auch die Achslasten zu kontrollieren. Doch Warnung: Es kann ernüchternd sein!